Rechtszugang stärken für Opfer von häuslicher Gewalt im Süden Bhutans

Mehr Schutz bei häuslicher Gewalt für Mädchen und Frauen im ländlichen Bhutan

RENEW Logo Häusliche Gewalt ist in Bhutan weit verbreitet. Aus Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung suchen jedoch die wenigsten Opfer Hilfe. Vor allem im ländlichen Bhutan ist der Rechtszugang für Mädchen und Frauen erschwert. Das soll sich nun in den Distrikten Sarpang, Tsirang, Dagana, Samtse und Chukha ändern. Mit einer Förderung des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und gemeinsam mit der österreichischen Organisation Jugend Eine Welt unterstützt unser Verein die bhutanische Frauenrechtsorganisation RENEW. Damit Mädchen und Frauen auch im ländlichen Bhutan vor häuslicher Gewalt geschützt sind.

Die Nähe von Täter und Opfer macht eine Anzeige besonders schwierig

CBI Training
Teilnehmerinnen CBI Training

Die Anzahl der Mädchen und Frauen, die Gewalt innerhalb der eigenen Familie erleben, ist auch in Bhutan während der Pandemie, stark gestiegen. UN Women spricht sogar von einer Schattenpandemie. Die enge Verbundenheit und Abhängigkeit zwischen Täter und Opfer macht es besonders schwer, sich aus einer Gewaltbeziehung zu befreien. Aus Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung suchen die wenigsten Opfer Hilfe. In einer Studie der National Commission for Women and Children in Bhutan geht hervor, dass zwei von fünf Opfer physischer und/oder sexueller Gewalt (41,4%) niemanden von ihren Erfahrungen berichten. Lediglich 11% wenden sich an die Polizei.

Über häusliche Gewalt zu sprechen setzt sichere Rahmenbedingungen voraus

Training in Consensus Building Initiative
Training in Consensus Building Initiative

Mädchen und Frauen müssen sich sicher fühlen, damit sie Hilfe von außen in Anspruch nehmen. Ein Zugang zu Rechtsinformation und möglichen Hilfestellungen muss ihnen jederzeit zur Verfügung stehen. Auch im Süden Bhutans ist das eine besondere Herausforderung. Abhilfe schafft die sogenannte Consensus Building Initiative (CBI), eine alternative Streitbeilegungsmethode. Während schwere Formen der Gewalt, wie physischer und sexueller Missbrauch zur Anzeige gebracht werden müssen, dürfen bei milderen Streitfällen außergerichtliche Lösungen vor Ort gesucht werden. Das ermöglicht es Opfern zügig Hilfe zu erhalten und mit erfahrenem Personal über ihre Erfahrungen und Ängste zu sprechen. RENEW hat die Methode gemeinsam mit der Bhutanischen Rechtsuniversität entwickelt. Volunteers, Gemeindevertreter*innen und Polizist*innen erhalten Schulungen zur CBI, sowie Sensibilisierungsmaßnahmen und Trainings, um Opfern von häuslicher Gewalt zielgerichtet helfen zu können. Damit wird in Zukunft auch in fünf Distrikten im Süden Bhutans (Sarpang, Tsirang, Dagana, Samtse and Chukha) die Consensus Building Initiative Anwendung finden.

Erwerbstätigkeit stärkt nachweislich die Resilienz von Frauen gegen häusliche Gewalt

Teilnehmerin am Schneidereikurs
Teilnehmerin am Schneidereikurs

Frauen bleiben oftmals auch in gewalttätigen Beziehungen, da sie von ihren Ehemännern wirtschaftlich abhängig sind. Ein wichtiger Schritt ist daher  die wirtschaftliche Selbstständigkeit von Mädchen und Frauen zu stärken. Damit das gelingt erhalten in diesem Projekt 15 Frauen eine Ausbildung als Schneiderin und weiter 15 Frauen eine Ausbildung als Bäckerin.

Hintergrund

Laut einer Studie der Weltbank (Women, Business and the Law 2021) haben weltweit Frauen nur 3/4 der gesetzlichen Rechte, die Männern zustehen. Bhutan erzielt 71,9 von 100 Punkten. Die Gesamtpunktzahl für Bhutan ist höher als der regionale Durchschnitt in Südasien (63,7), jedoch sind Frauen bei weitem Männern rechtlich nicht gleichgestellt. Die schlimmsten Ungleichheiten finden sich im Bereich des Familienrechts, des Arbeitsrechts, sowie bei den Rechten Vermögenswerte zu besitzen.

Teilnehmerin am Backkurs
Teilnehmerin am Backkurs

In Bhutan sind rund 70% der Arbeitsplätze von Frauen im informellen Sektor zu finden. Damit sind vor allem Frauen von der wirtschaftlichen Interaktion im öffentlichen Raum abhängig. Die strengen Regierungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie und das zeitweise vollständige Stilllegen des öffentlichen Sektors haben Frauen in den privaten Raum zurückgedrängt. In einem Land, in dem zwei von fünf Frauen in ihrem Leben Gewalt in einer intimen Partnerschaft erfahren, haben diese Maßnahmen die bereits tief verwurzelten Ungleichheiten und schädlichen Praktiken gegen Frauen verschärft. Mit diesem Projekt unterstützen wir Bhutan bei der Erreichung von SDG 5 Geschlechtergleichheit und dem SDG 16 Friede, Gerechtigkeit und starke Institutionen.

Projektdaten

Projektname: Verbesserter Schutz und Zugang zum Recht für Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt in Bhutan
Finanzierung: Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und Jugend Eine Welt mit einer Fördersumme von 55. 837,67 Euro
Projektpartner: RENEW
Projektphase:
1. Juli 2021- 31. Dezember 2022
Thematischer Schwerpunkt: Gender und Rechtsstaatlichkeit
SDG Tracker: SDG 5 Geschlechtergleichheit, SDG 16 Friede, Gerechtigkeit und starke Institutionen