Eine erfolgreiche landwirtschaftliche Genossenschaft in Zhemgang, Zentral-Südbhutan
Am 30.September 2023 besuchte Mr. Thinley Wangdi, der Vorsitzende der Khengrig Namsum Kooperative (KNC) den Verein der Freunde Bhutans in Wien *. Er berichtete über seine Arbeit in der Kooperative, die er vor 9 Jahren ins Leben gerufen hat, nachdem er seinem Vater versprochen hatte, das Haus seiner Vorfahren im abgelegenen Kheng Bardo nicht zu verlassen und das Land nicht brachliegen zu lassen. Thinley kündigte er seinen guten Job als Angestellter in der Hauptstadt Thimphu und startete mit 16 jungen Bäuerinnen und Bauern die Kooperative.
Aufbau eines nachhaltigen Marktes für landwirtschaftliche Produkte
KNC arbeitet eng mit den Landwirt*innen im gesamten Distrikt zusammen, um einen nachhaltigen Absatzmarkt für ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse aufzubauen. Die Kooperative hat heute 230 Mitglieder. Die klimatischen Bedingungen für den Anbau sind günstig. Es gedeihen Getreidesorten wie Mais und Reis ebenso wie Gemüse und Früchte. Selbst Bananen und Wassermelonen wachsen hier. Aber die Abgeschiedenheit des Distrikts und die weit verstreuten, abgelegenen Siedlungen machen es den einzelnen Landwirt*innen schwer, ihre Ernteüberschüsse über den unmittelbaren lokalen Markt hinaus zu verkaufen. „Eine Kooperative ist unter diesen Bedingungen ein Muss“, so Thinley Wangdi.
Wertschöpfung durch Verarbeitung
KNC kauft nicht nur frisches Gemüse, Obst und Eier von den Landwirten, um sie an lokale Schulen, und Klöster, sondern auch an Krankenhäuser und städtische Märkte zu vertreiben. Die Genossenschaft wertet die Produkte auch auf, indem sie sie weiterverarbeitet, etwa zu Pickles und verschiedenen getrockneten Produkten wie Bambussprossen, Trockenfrüchte und Gewürze. Kurkuma wurde bereits nach Europa und nach Südostasien exportiert.
Gegen Armut und Landflucht
Der Distrikt Zhemgang verfügt laut dem Armutsanalysebericht 2022 mit 41,4% über eine der höchsten Armutsraten in Bhutan. Viele junge Menschen sehen daher keine Zukunft in der herkömmlichen Landwirtschaft und wandern in die Stadt ab oder emigrieren ins Ausland. Die Landflucht ist nicht nur ein Problem für die demographische Entwicklung in den ländlichen Regionen, sondern auch eines für den bhutanischen Staatshaushalt, da heute ein großer Anteil der im Land benötigten Nahrungsmittel aus Indien importiert werden muss und das Handelsbilanzdefizit vergrößert. Eines der zentralen Ziele des Fünfjahresplans der Bhutanischen Regierung ist es daher, die Lebensgrundlagen und Produktionskapazitäten im ländlichen Raum zu verbessern, die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern und die Subsistenzlandwirtschaft in eine gezielt produzierende, kommerzielle Landwirtschaft überzuführen. Die Khengrig Namsum Kooperative leistet dazu einen entscheidenden und bisher sehr erfolgreichen Beitrag.
*Thinley Wangdi verbrachte im Sommer 2023 zwei Monate lang in Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich. Er nahm an einen Bäuer*innenaustausch teil, der von unserem Schwesterverein Bhutan Network organisiert wurde.