Projektbesuch bei Bergbäuerinnen in Trashigang und Lhuentse

Erfolgreicher Projektabschluss

Das Projekt richtete sich an Bergbäuerinnen in den Distrikten Lhuentse und Trashigang in Bhutan, die die Arbeit auf den Feldern größtenteils allein bewältigen müssen. Ziel des Projekts war es, 35 ökonomisch benachteiligte Bergbäuerinnen, die nur Subsistenzlandwirtschaft betreiben, in die Lage zu versetzen, ihre landwirtschaftliche Produktivität und damit ihre Einkommensmöglichkeiten zu steigern, indem sie die äußerst kostspielige und arbeitsintensive Bewirtschaftung ihrer Felder und Terrassen durch den Zugang zu Mikrokrediten mechanisieren.

Mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Wien und mit Hilfe von Tarayana Foundation/Tarayana Microfinance wurden alle 35 Bergbäuerinnen mit motorbetriebenen Bodenbearbeitungsmaschinen ausgestattet. Die gemeinsame Anstrengung hat das Leben der Empfängerinnen grundlegend verändert und einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiger Existenzsicherung und Wohlstand ermöglicht.

Monitoringbesuch des Vereins der Freunde Bhutans im März 2024

Im März 2024 besuchten 6 Vertreter*innen des Vereins der Freunde Bhutans Österreich beide Projektgebiete in Trashigang und Lhuentse. Darunter drei Vorstandsmitglieder (Vizepräsidentin Christine Jantscher, Schriftführerin Eva Scharf-Hofner und Kassier Gerhard Mortier).

Am 12. März traf das Friends of Bhutan Austria (FOBA) Team im Dorf Yangchenma im Gewog Bidung in Trashigang alle sechs Kreditnehmerinnen aus diesem Gewog.

Am 14. März besuchten wir 8 Kreditnehmerinnen und einige Nachbarinnen aus den Dörfern Somshing  und Lilabee im Gewog Gangzur in Lhuentse.  Begleitet wurde die Gruppe von Herrn Sonam Jamtsho, dem Field-Officer der Tarayana Foundation und der Programm-Managering von TMF, Frau Singay Zam.  Bei beiden Treffen war jeweils auch der gewählte Gemeindevertreter anwesend.

Die Kreditnehmerinnengruppe aus Somshing/Lhuentse. Vordergrund Mitte: Herr Sonam Jamtsho, Vorne Links: Frau Singay Zam

Wir gewannen den Eindruck, dass Herr Sonam einen sehr guten Kontakt zu den Bäuerinnen hat. Die Betreuung durch Tarayana, aber auch durch den Händler der Motorpflüge ist sehr gut. Die Maschinen sind während der 18 Monate Rückzahlungszeit versichert und die Wartung wird ebenfalls vom Händler, der in Abständen immer wieder in die Gewog Zentren kommt garantiert.

Gespräch mit Kreditnehmerinnen in Lhuentse

Das Team hatte die Möglichkeit sich an beiden Orten mit den Bäuerinnen über ihre landwirtschaftliche Arbeit und ihre Erfahrungen mit dem Mini- Motorpflug zu unterhalten.  Alle Bäuerinnen bestätigten, dass die Mechanisierung, die durch die Lieferung von Motorpflügen ermöglicht wurde, bereits zu einer Steigerung ihrer landwirtschaftlichen Produktion geführt hätte, da sie in wesentlich kürzerer Zeit größere Flächen bearbeiten könnten. Vor allem auf den Terrassen wäre der Transport des kleinen Pfluges von einem Feld zum nächsten leicht zu bewerkstelligen. Alle äußerten auch große Zufriedenheit mit dem Zeitgewinn, da sie nun nur einen halben Tag für einen Acre (= 4.000 m2)  Fläche bräuchten, für die sie früher 2 Tage mit angeheuerten und teuren Arbeitskräften (inklusive der Versorgung mit Essen und Trinken) kalkulieren mussten.

Einige Bäuerinnen erzählten aber auch, dass sie vor dem Tag der monatlichen Rückzahlung der Kreditraten meist sehr aufgeregt wären, ob die Ersparnisse reichen würden. Es ist also für die Frauen keineswegs leicht, das Geld in den 18 Monaten der Rückzahlungsperiode bereitzustellen. Sie berichteten aber, dass ihre Erleichterung ist jedes Mal groß wäre, wenn es wieder einen Monat gelungen war das Geld zusammenzusparen.

Frau Pema Dema mit ihrem Mann

In Trashigang besuchten wir den Bauernhof von Frau Pema Dema und konnten uns vom Einsatz der Pflüge auf den darüberliegenden Terrassenfeldern von Frau Thinley Dema überzeugen, wo das Feld gerade für die Chilipflanzung vorbereitet wurde. Das Dorf Yangchenma liegt abgelegen und die Familien leben in sehr einfachen und beengten Verhältnissen in kleinen Bauernhäusern, die weit über den Berg verstreut sind. Die Unterstützung kommt hier tatsächlich sehr vulnerablen Familien zugute. Wegen des besonders harten Bodens kamen in Trashigang etwas stärkere Maschinen zum Einsatz als in Lhuentse.

Frau Karma Dema bedient den Pflug

Dort ist die Bodenbeschaffenheit etwas günstiger, daher optierten die Frauen für die kleinere  Pflugvariante. Die erste Chiliernte in Lhuentse war bereits abgeschlossen. Frau Karma Dema zeigte uns, wie sie den Motor des Pflugs auf dem abgeernteten Chilifeld in Gang setzt und das Feld pflügt, auf dem nun Mais angebaut werden soll.

Einige der Bäuerinnen hatten mit naheliegenden Klöstern oder Schulen bereits Abnahmeabkommen geschlossen und haben sich so den Absatz eines Teils ihres Überschusses und regelmäßiges Einkommen gesichert. Die Frauen drückten auch ihre Hoffnung aus, dass die beginnende Mechanisierung der Landwirtschaft vor allem auch ihren Kindern, die sonst in großer Zahl in die Städte abwandern, eine bessere Perspektive für ihren Verbleib in den Dörfern bietet.

Zusammenfassende Ergebnisse des Projekts:

Mehr Effizienz und Produktivität

Wie erwartet, haben die Motorpflüge den Frauen in den Dorfgemeinschaften in vielfältiger Hinsicht große Erleichterungen verschafft. Ihre Arbeit hat an  Effizienz und Produktivität erheblich gewonnen. Früher mussten die Bäuerinnen oft warten, bis Arbeitskräfte für ihre Felder verfügbar waren. Dabei  verpassten sie oft günstige Wetter- und Anbaubedingungen. Jetzt können die Bäuerinnen selbständig planzen und ernten und vor allem ihre Arbeit unabhängig ausführen. Im Vergleich zur Arbeit mit schweren Ochsenpflügen aber auch händisch mit Schaufeln, Spaten und Hacken  erfolgt die Bearbeitung nicht nur viel schneller und effektiver, sondern mittelfristig auch kostensparender. Im Durchschnitt mussten die Bäuerinnen während der Anbausaison bis zu 6 Euro pro Tag und Arbeitskraft für die Bodenbearbeitung bezahlen. Die anfänglichen Investitionen in die motorisierten Pflüge mögen zwar zunächst hoch erscheinen. Sie führen aber im Laufe der Zeit zu erheblichen Einsparungen, da weniger Arbeitskräfte benötigt werden.  So können auch die Kredite rechtzeitig zurückgezahlt werden.

Mehr Zeit – mehr Einkommen

Der Zeitaufwand für die verschiedenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten der Frauen wurde reduziert. Dadurch konnten sie Zeit sparen und ihre Ressourcen für andere wichtige Tätigkeiten einsetzen, z. B. für die Verarbeitung ihrer Ernte und die Vermarktung in nahe Schulen oder Klöster und sogar in die nächste Stadt. Das hat den Bäuerinnen im vergangenen Jahr bereits neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnet. Für die Zukunft wird erwartet, dass durch den Verkauf überschüssiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse weiter höhere Einkommen aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit  erzielt werden können und die Armut der begünstigten Bäuerinnen in den beiden Bezirken nachhaltig verringert werden kann.

Gewissenhafte Darlehensrückzahlung

Die erfolgreiche Durchführung des Projekts hängt auch von der rechtzeitige Einziehung der monatlichen Darlehensrückzahlung ab. Von der pünktlichen Rückzahlung hängt die Aufstockung des Kapitals ab, das für den Kauf weiterer Bodenbearbeitungsmaschinen in der Zukunft erforderlich ist. Ziel ist es, mit den Rückzahlungen aus den von den Bäuerinnen aufgenommenen Mikrokrediten anderen armen Bergbäuerinnen ebenfalls die kostengünstige Anschaffung von solchen landwirtschaftlichen Geräten zu ermöglichen.